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Eine unvergessliche Bhutanreise

Frühlingsreise mit Gisela Treichler vom 10.04. bis 27.04.14

Liebe Bhutanfreunde,

auf dieser Reise erleben wir die einzigartige Blütenpracht der Rhododentdronwälder und Azaleen sowie unzähliger anderer Frühlingsblumen, die im Himalaya heimisch sind. Das kleine Land hat viele Parallelen mit der Schweiz, in Grösse und Form scheint es fast ein Abbild. Eingebettet zwischen den Giganten China und Indien ist Bhutan bestrebt, seine politische und kulturelle Identität und Unabhängigkeit zu bewahren.

bhutanrouteDas «Land des friedvollen Donnerdrachens», gehört zu den lebendigen Beispielen einer intakten Kultur und Umwelt. Von der Aussenwelt praktisch unbeeinflusst konnte dieses Königreich seine Sitten und Gebräuche bis in unsere Zeit bewahren. Die tibetisch-buddhistische Kultur mit ihren geheimnisvollen Ausprägungen ist allgegenwärtig. Die Berge sind prachtvoll, die Wälder dicht und wild, die Menschen sehr gastfreundlich, die Luft ist rein und klar, die Architektur imposant und die Religion geheimnisvoll.

Die Schönheit der Landschaft erscheint für den Besucher aus der industrialisierten Welt manchmal unwirklich: Häuser mit kunstvoll geschnitzten Fensterrahmen und Schindeldächern, Patchwork von grünen Reisfeldern, dichte Eichenwälder, Parzellen mit goldfarbenem Buchweizen, gedeckte Holzbrücken, Zäune aus kunstvoll geflochtenem Bambus, Frauen, die unter freiem Himmel Textilien weben, Männer, die mit den Füssen die Ernte dreschen, durchs Gehölze von riesigem Rhododendron streifende Yaks.

Tiefe Eindrücke hinterlassen auch die Symbole des religiösen Lebens in Bhutan: Über die Landschaft verteilte Chörten, im Wind wehende Gebetsfahnen, von Gebirgsbächen angetriebene grosse Gebetsmühlen, die Tempel und natürlich die Wahrzeichen von Bhutan; die Dzongs. Diese Klosterburgen wurden zumeist an strategisch wichtigen Orten erbaut.

Religion, Tradition und Jahrhunderte alte Sitten prägen das tägliche Leben in Bhutan. Eine der wichtigsten Bestrebungen der Regierung ist das Erhalten dieser Traditionen. Das Ziel des Königs und der Regierung ist die Entwicklung des Landes in Harmonie geschehen zu lassen – eben die berühmte GNH «Grand National Happiness». Neben der herrlichen Landschaft, der Architektur und der Freundlichkeit der Leute, ist es vor allem dieses stille Selbstvertrauen, dieser Stolz der Bhutaner auf ihre Tradition und Geschichte und der tiefe Glaube in ihre Religion, welche das Geheimnis von Bhutans Charme ausmachen.

Ich freue mich mit Euch das Drachenland Bhutan zu entdecken!

sig

Diese Reise wird in Zusammenarbeit mit Tibet Culture & Trekking Tour Gmbh durchgeführt.

Die Traveller-Queen zieht weiter

Mit dem Travel Book Shop im Niederdorf hat sie eine Institution für Reisehungrige geschaffen. Bald hört die Buchhändlerin, nach 40 Jahren, auf. Die Weltenbummlerin erzählt, wie alles begann.

von Clarissa Rohrbach

«Entschuldigen Sie die Verspätung, ich war noch shoppen, schauen Sie!» Gisela Treichler öffnet eine Einkaufstüte und zeigt eine Bluse in leuchtendem Lila. Sie teilt sich gerne mit, und vor allem mag sie keine halben Sachen. Aber die Freude wird schnell von Ernsthaftigkeit abgelöst. «Wissen Sie, wenn ich einkaufen muss, um glücklich zu sein, ist das ein Zeichen, dass ich zu lange nicht mehr fort war.» Wenn sie von einer Reise zurückkomme, zum Beispiel aus der Mongolei, da fühle sie sich wieder ganz bescheiden, sei dankbar für fliessendes Wasser und brauche keine Statussymbole. In fremden Ländern, fernab unserer Wohlstandsgesellschaft, entdeckt sie, wie andere Menschen mit dem Leben umgehen, und kann immer wieder ihre Werteskala neu definieren. Die Neugier treibt sie an, aber noch viel mehr die Passion. «Reisen und Bücher sind meine Leidenschaft, das Leben ist zu kurz, um ohne sie zu existieren. Deswegen habe ich damals den Laden gegründet», sagt die 70-Jährige.

Gisela Treichler steht im Travel Book Shop, der bestsortierten Reisebuchhandlung der Schweiz, die sie fast 40 Jahre lang geführt hat. Am Rindermarkt grüsst sie die benachbarten Ladenbesitzer mit Vornamen, auch ihre Kunden kennt sie persönlich. Bei jedem Wunsch weiss sie genau, in welchem Regal das gesuchte Buch steckt. Diesen Sommer seien vor allem Griechenland, Island und die USA im Trend. Ihre Reisetipps sind begehrt, immer wieder bekommt Treichler Anfragen von Medien. Man habe ihr schon gesagt, sie sei eine Legende auf diesem Gebiet. «Diese Behauptung überrascht mich, ich habe nur gemacht, was ich liebe.»

Vor allem in den 70er-Jahren hat Treichler Pionierarbeit geleistet. Nach der Töchterschule und einer Lehre als Buchhändlerin brach sie das erste Mal 1970 mit ihrem damaligen Mann, einem Reisejournalisten, zu einem Abenteuer auf: nach Indien. Der Trip führte die beiden auf dem Landweg von Istanbul über Teheran zur afghanischen Grenze bis nach Nordindien. Die effektiven Transportkosten betrugen nur 250 Franken. Daraus entstand der Reiseführer «Der billigste Trip nach Indien». Es war der erste Führer dieser Art, noch vor der Lonely-Planet-Reihe, deren erste Ausgabe erst zwei Jahre später erschien. «Wir mussten natürlich Flöhe und Dreck in Kauf nehmen, aber wir wollten beweisen, dass man auch mit wenig Geld reisen kann.» Denn Reisen, erklärt Treichler, sei erst seit den 60er-Jahren ein Massengut geworden. Zuvor sei es wohlhabenden Menschen, Missionaren oder Handelsreisenden vorbehalten gewesen. «Es gab nur zwei Gründe, um wegzugehen: um Geschäfte zu machen oder um den Glauben zu verbreiten.» Wer sich jedoch eine Kulturreise gönnte, gehörte zur gehobenen Klasse. Dies änderte sich Mitte der 70er-Jahre, als eine ganze Generation von Travellers die Welt für sich entdecken wollte. Damals gab es viele Gründe, um wegzugehen, einige davon hingen auch mit der 68er-Bewegung zusammen. Frei sein, die Erleuchtung finden, indem man mit Drogen die Grenzen auslotete, das war Indien für die Hippies. Treichler sieht aber in den Globetrotters viel mehr: «Das war der Anfang der Globalisierung, das erste Mal, dass man einsah, dass Menschen verschiedener Kulturen gar nicht so unterschiedlich sind.»
tagz_20130703_0_0_31Nach dem ersten Trip verschlug es Treichler mehrmals nach Südasien. Sie wohnte in Kathmandu und leitete Trekkings durch den Himalaja. Auf dem Weg dahin besuchte sie für Amnesty International Gefangene im Iran und in Afghanistan. «Es waren meistens harmlose Bergsteiger, die wegen etwas Haschisch im Hosensack verhaftet wurden; ich brachte ihnen Zeitungen.» Während der Monsunzeit kehrte die junge Frau immer zurück nach Zürich und arbeitete in Buchhandlungen. Bis sie sich 1975, mit 32 Jahren, entschied, ihr eigenes Geschäft zu eröffnen.

Reinhold Messner, ein Stammkunde

Anfangs befand sich der Travel Book Shop am Seilergraben. Treichler brauchte dazu eine Bürgschaft, denn ihr Lohn als Buchhändlerin reichte nicht als Startkapital. Im Laden tauschten Reisende ihre Informationen aus, seltenes Wissen über unerforschte Länder. Die Reisebuchautoren waren eine einzige Gemeinschaft, jeder kannte jeden, Treichler mittendrin. Bald wurde ihr Geschäft im ganzen deutschsprachigen Raum bekannt. Sogar die berühmten Bergsteiger Reinhold Messner und Heinrich Harrer kauften Landkarten von Nepal bei ihr ein. «Solche Karten hatte sonst niemand, ich erwarb sie direkt vor Ort.» Das waren noch Zeiten, in denen ein Geheimtipp tatsächlich ein solcher war und nicht in Massenauflage wie bei Lonely Planet heutzutage erschien. Diese Bücher würden schon lange nicht mehr für Individualreisen taugen. «Ein Autor schreibt gute Führer, wenn er das Land liebt und alles selber entdeckt.»

Das hat Gisela Treichler auch getan. Immer wieder hat sie Touren in Asien oder in den Anden geführt. «Ich kann nur eine Gruppe leiten, wenn ich mit dem Land vertraut bin, für zahlende Leute muss ich mehr wissen, als in einem Buch steht.» Dafür geht sie alleine vor Ort und fragt sich durch, Berührungsängste hat sie keine. «Man muss sich im Leben öffnen, Risiken eingehen, sonst hat man nicht gelebt.» Hauptsache, man gehe mit offenen Augen durch die Welt, sogar auf einer Tramfahrt nach Schwamendingen gebe es viel zu sehen. Wie damals, als sie als fünfjähriges Mädchen ihre erste Reise unternahm und einfach mit dem Zug nach Hamburg abhaute. «Da wusste ich: Man muss immer den Ort wechseln.» Um das Fremde zu erfahren, müsse sie nicht Elefantenhoden essen, es genüge, so lange auf einem Platz zu sitzen, bis man Kulisse werde und sich der Alltag vor einem entfalte.

Trotz aller Offenheit hatte die Reiseexpertin immer ein festes Prinzip: sich im Ausland niemals auf einen Mann einzulassen. «Wenn eine westliche Frau Ferienromanzen auslebt, ist der Ruf sehr schnell kaputt.» So hat sie ihren jetzigen Mann nicht auf Reisen kennen gelernt, sondern in Zürich. Der Künstler, der in Bombay geboren wurde, war Schüler des bekannten Dadaisten Marcel Janco. Treichler und ihr Mann sind seit 33 Jahren ein kinderloses Paar. «Wir mussten uns entscheiden, eine Familie wäre eine Verpflichtung gewesen, die wir uns mit unserer Freiheit nicht leisten konnten oder wollten.»

Kurz vor dem Konkurs

Im Dezember will Treichler nun ihren Job im Buchladen aufgeben. Dies nach einer turbulenten Zeit, in welcher der Shop fast in Konkurs ging. Denn das Internet stürzte den Buchhandel in den letzten Jahren in eine tiefe Krise: Die Buchpreise sanken um 20 Prozent, viele kleine Geschäfte mussten schliessen, nur die grossen Ketten überlebten. Treichler brauchte ihr ganzes Geld auf, entliess alle Mitarbeiter, und trotzdem häuften sich die Schulden an. «Der Shop war nie ein gutes Geschäft, ich habe hauptsächlich Selbstausbeutung betrieben und nichts daran verdient, aber als es so schlecht ging, wollte ich nur noch in Würde abschliessen.» Doch nach einigen Zeitungsberichten ging ein Aufschrei durch das Publikum: «Zürich ohne Travel Book Shop, das wäre wie Zürich ohne Sprüngli!» Treichler wurde überrannt von Geldgebern. Schliesslich tilgte die Psychotherapeutin Regula Weber die Schulden und übernahm das Geschäft.

Die Gründerin ist zuversichtlich: Die Leute würden Reisebücher neu entdecken. Denn die Informationen im Internet sind einfach nicht so detailliert. Der Laden wird weiterexistieren. Nach der Pensionierung will Gisela Treichler ein fixes Sortiment an Reisen anbieten, vorzugsweise in Indien, Bhutan und Burma. Und sich ein wenig entspannen. Zum Glück fühle sie sich zehn Jahre jünger. «Das liegt daran, dass ich immer Hosen getragen habe, ich war nie damenhaft, da wird man automatisch alt.» Sie fühle sich befreit, aber hätte sie nochmals die Wahl, würde sie genau das Gleiche tun. Ihr Leben dem Reisen, den Büchern und den Landkarten widmen.

© Tagblatt der Stadt Zürich; 03.07.2013 (Bild: Nicolas Y. Aebi)

Eine Weltreisende im Geist und im Geschäft

Der Travel Book Shop in der Altstadt erhält mit Orell Füssli einen starken Partner – zur Freude der unermüdlichen Betreiberin.

Von Denise Marquard

Seit 33 Jahren führt Gisela Treichler den Reisebuchladen Travel Book Shop, zuerst am Seilergraben, seit 1984 am Rindermarkt. Betriebswirtschaftlich gesehen grenzt das an ein Wunder, der Laden müsste längst bankrott sein. Er ist zu klein und hat ein viel zu grosses Angebot: Reisebücher, Bildbände, Kochbücher, Reliefkarten, Sprachführer, länderspezifische Benimm-Fibeln und vor allem Landkarten. Wie schafft es Gisela Treichler, das Gesetz der betriebswirtschaftlichen Schwerkraft aufzuheben und Jahr für Jahr schwarze Zahlen zu schreiben? «Der Laden ist meine Passion», sagt sie.

Ende der Selbstausbeutung

Die beharrliche Leidenschaft von Gisela Treichler steht nun auch auf wirtschaftlich gesunden Füssen. Die Zeiten der Selbstausbeutung sind vorbei. Orell Füssli hat 35 Prozent des Aktienkapitals übernommen. Der Riese der Schweizer Buchbranche hat damit einmal mehr zugeschlagen. Doch das vermeintliche Opfer ist alles andere als unglücklich darüber. «Für mich ist das eine unglaublich gute Lösung», sagt Treichler. «Der Schritt hat mich zwar grosse emotionale Überwindung gekostet. Aber ich kann nun sagen, dass die 33 Jahre Arbeit, die meine Angestellten und ich in dieses Geschäft gesteckt haben, nicht für die Katz waren.»

Ihr Reisebuchladen war für Gisela Treichler auch ihr teuerstes Hobby. Sie verkauft nicht nur Reisebücher, sondern ihr ganzes Wissen. «Ich verstehe mich als Bildungsbeauftragte», sagt sie denn auch. Mit ihren Büchern will sie den Menschen fremde Kulturen näherbringen. Nicht immer zur Freude der Kunden. Wer vor allem konsumieren will, möglichst schnell, möglichst viel und möglichst günstig reisen, ist bei Treichler an der falschen Adresse. Sie hält mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg, auch wenn ihr das rein kommerziell schadet. Wer sich nach Last-Minute-Angeboten erkundigt, wird barsch abgewiesen. «Das sind doch touristische Feuerwehrübungen», winkt sie ab.

Nichts bringt die Fachfrau mehr auf die Palme als Touristen, die eine Reise wie eine geschäftliche Mission betrachten und einzelne Orte und Sehenswürdigkeiten wie Aufträge abhaken. Reisen ist ein Erlebnis, auf das man sich freuen und vorbereiten darf. «Was gibt es Schöneres als das Planen und die Vorfreude», schwärmt Treichler und fügt schalkhaft hinzu: «Da muss man auch noch keine Angst vor Brechreiz und Durchfall haben.» Die Fachfrau ist auch politisch engagiert. Sie ist Mitbegründerin des Arbeitskreises Tourismus & Entwicklung, einer Organisation, die den Tourismus aus entwicklungspolitischer Sicht beleuchtet. Und sie hält Vorträge, weil sie es wichtig findet, wie Touristen den Einheimischen begegnen: nicht als Kolonialisten, sondern mit dem gleichen Respekt und Lächeln, das sie uns entgegenbringen.

Gisela Treichler verkauft nicht nur Reisebücher und Reiseliteratur, sie reist selber leidenschaftlich gerne. «Es ist für mich die Quelle von Kraft und Lebensfreude.» Inzwischen hat sie schon beinahe die halbe Welt gesehen. Meistens ist sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Auf den Geschmack gekommen ist sie 1969, als ihr damaliger Mann sie nach Indien lotste. Die wichtigen Tipps zu solchen Reisen waren noch rar. «Damals gab es weder einen Globetrotter noch einen Lonely Planet», sagt die Reisefachfrau.

So entdeckte sie eine Nische: Sie und ihr Mann notierten sich alle praktischen Tipps dieser Reise und fassten sie in einem Buch zusammen. Der Titel: «Der billigste Trip nach Indien». Es wurde in der Hippieszene zum Kultbuch. Treichler und ihr damaliger Mann beschreiben darin, wie man damals tatsächlich noch mit 250 Franken von Zürich nach Indien reisen konnte. Heute kann man davon nur noch träumen. Mit dem Bus durch Afghanistan zu reisen, sei nicht nur teuer, sondern viel zu gefährlich geworden.

Eine wilde Kindheit

Gisela Treichler spricht Züritüütsch wie eine waschechte Zürcherin. Dabei ist sie in München und St. Gallen aufgewachsen. Sie blickt auf eine wilde Kindheit zurück. Als 5-Jährige büchste sie 1948 aus einem Kinderheim am Starnberger See aus und setzte sich ohne Billett in den Zug, weil sie zu ihrem Opa wollte. Diese Reise endete jedoch abrupt in Hamburg, wo sie von der Polizei aufgegriffen wurde. Als ihre Mutter später einen Schweizer heiratete und in die Ostschweiz zog, kam Ruhe und Geborgenheit in das Leben der 9-Jährigen und ihrer sechs Geschwister.

Die Lust am Reisen ist geblieben. Zu ihren stärksten Erinnerungen zählen die Ausflüge mit ihrem Vater. «Er hat jeweils die ganze Familie in den VW-Bus gepackt und ist einfach losgefahren», erzählt sie. Unvergesslich die Reise, die in Venedig endete: «Dort gab es Gelato, und ich war überzeugt, dass eine Steigerung von Glück nicht mehr möglich ist.»

© Tages-Anzeiger; 16.10.2008; Seite 54 (Bild: Peter Lauth)

Ein Restaurant voller Kamele

Die passionierte Globetrotterin und Buchhändlerin Gisela Treichler zeigt in einer Sonder-Ausstellung im Zoo-Restaurant ein paar Hundert Kamel-Objekte.

Von Carmen Roshard

Kamele spazieren durch den Hauptbahnhof (TA von gestern), Kamele defilieren am Sechseläuten oder fahren auf einem SBB-Plakat im Zug – kurz, Kamele haben derzeit Hochkonjunktur. Ab heute Donnerstag bevölkern die zweihöckrigen Tiere auch den Zürcher Zoo. Ein paar Hundert Kamel-Objekte von Gisela Treichler – «von extrem kostbar bis banal» – stehen zum Staunen im Zoo-Restaurant Siesta parat. Zu Hause stünden noch mehr herum, sagt die reiselustige Frau mit den goldenen Kamel-Ohrsteckern und dem Kamelring. «Mein Haus ist viel luftiger geworden, seit die Kamele verschwunden sind». Die Objekte kommen aus aller Welt, und kein Einziges habe sie selber gekauft. Alle sind sie Geschenke von Freunden und Kunden ihres Travelbook-Shops. Auch Ehemann David sammelt kräftig mit.

Es ist kaum zu glauben, was da alles herumsteht: Neben ordinären Kamelen aus Plüsch, Kristall oder Lapislazuli gibt es eine Schneekugel mit Kamel drin aus Nordthailand, wunderschöne alte indische Briefmarken, ein Tirggel mit Kamelmotiv – natürlich von Schober -, Schmuck und Tassen und vieles mehr. Ja gar ein Kamel-Nähset aus den Arabischen Emiraten oder ein Pendelkamel aus Blech präsentieren sich.

Das erste Kamel bekam Gisela Treichler von einem Tuareg-Freund, der kurz vor dem Krieg 1978 aus Afghanistan flüchten konnte: ein blechernes Kamel-Kinderspielzeug – fast zu schön, um damit zu spielen. Seither sind über 30 Jahre vergangen, und die Sammlung ist stetig gewachsen – über 1000 Objekte sind bis jetzt zusammengekommen.

Wie und wann genau die leidenschaftliche Globetrotterin auf den Kameltrip kam, weiss sie selber nicht mehr so genau. Fest stehe, sagt Gisela Treichler, dass sie schon als Teenager Camel-Zigaretten mit schwarzen Handschuhen bekleidet in einer langen Zigarettenspitze geraucht habe. «Wahrscheinlich war das der Beginn einer langen Freundschaft.»

Gisela Treichler könnte sich von keinem ihrer Objekte trennen, denn jedes hat seine eigene Geschichte. Ein Wunsch, der schon lange in ihrem Kopf herumgeistert: ein kleines Kamelmuseum zu gründen.

© Tages-Anzeiger; 10.04.2008; Seite 55 (Bild: Sophie Stieger)

Zu Fuss durchs alte Europa

die-zeit-der-grabenEndlich sind sie wieder zu haben: Leigh Fermors entzückende Notizen von seiner Wanderung in den Dreissigerjahren quer durch Europa nach Konstantinopel. 1977 ist das Buch zum ersten Mal erschienen, dann war es jahrelang vergriffen. Der Autor gehört zu den bedeutendsten englischsprachigen Reiseschriftstellern. Seine grosse Gabe: Er beschreibt atmosphärisch dicht – seien es Landschaften oder Begegnungen mit Menschen, die da leben.

«Die Zeit der Gaben» lebt von Fermors Gespür für die Schönheiten unseres Kulturerbes. Er gibt uns ein Stück Respekt vor der eigenen Geschichte zurück und macht uns Lust auf unsere Nachbarländer. Das tut gut: Schliesslich jetten wir heute so häufig und so schnell so unglaublich weit weg, dass wir die Wertschätzung für unseren eigenen Kontinent etwas verloren haben.

Leigh Fermor berichtet aus einer Zeit, als der Tourismus noch kein Konsumgut war und die Welt noch mit der Sonne erwachte und mit Sonnenuntergang schlafen ging. Eine wohltuende Lektüre, die uns allen gut tun kann, in unserem gehetzten Alltag.

Übrigens: Die Fortsetzung der Abenteuer von Fermor werden wir im zweiten Band lesen können, der dieses Jahr in der deutschsprachigen Übersetzung erscheinen soll.

Patrick Leigh Fermor: Die Zeit der Gaben. Zu Fuss nach Konstantinopel. Der Reise erster Teil. Dörlemann, Zürich 2005, CHF 39.80.

Anderswo ist es schöner…

Der Reiseboom hält unvermindert an, lieber verzichtet man auf etwas anderes als die Ferienreise. Dabei stellt man sich weniger die Frage nach dem Wozu als nach dem Wohin. Aber warum reist man? Mit welchen Erwartungen? Auf der Suche nach Entspannung oder Erlebnissen oder sogar beides? Wir haben uns mit einer Spezialistin unterhalten: Gisela Treichler, Gründerin des Travel Book Shop in Zürich und aus Neigung und Überzeugung kritische Globetrotterin.

von Inga-Lill Nissas

Die Buchbranche allgemein kämpft mit grossen Schwierigkeiten, der Travel Book Shop existiert seit sechzehn Jahren und floriert. Welche Philosophie steckt dahinter?

Für mich war nicht der kommerzielle Aspekt massgebend. Ich wollte einen Treffpunkt für Reisende kreieren, wo man alles findet, was mit Reisen und mit einer fremden Kultur zu tun hat: vom Kochbuch über das Sprachbuch und die Landkarte bis zum Märchen, zum politischen Buch und zu zeitgenössischer Literatur. Einfach alles, was ein Land prägt.

Warum gerade Reiseliteratur?

Vielleicht hat sich das aus meiner Biographie ergeben. Ich wurde als Kind «kulturverpflanzt», als meine Mutter einen Schweizer heiratete. So war ich immer neugierig, was hinter dem Berg war. Und diese Neugier zieht sich durch mein Leben wie ein roter Faden. Ich habe mich auch früh für Geschichte interessiert und erkannt, dass Geschichte oft biographisch bedingt ist, ob aus Machtgelüsten oder Landgelüsten. Dann war ich mit einem Reisejournalisten verheiratet und einige Jahre viel unterwegs. So hat es sich ergeben, dass ich meinen Beruf als Buchhändlerin mit meinen persönlichen Reiseerfahrungen kombiniert habe, und dazu kommt, dass ich eine grosse Liebe zu Landkarten habe: Worte sind sehr subjektiv, eine Landkarte kann nicht lügen.

Reisen und Reiseliteratur nicht nur als Beruf, sondern vielmehr Berufung. Da spielt wohl auch die Beratung eine wichtige Rolle?

Das ist richtig, und die kann ich nur geben, wenn ich selber reise, also selbst die Probleme erlebe, die man als Reisende hat. Sonst hat man nicht das richtige Gefühl dafür, und das hält auch das Geschäft lebendig: vermittelt neue Aspekte, zeigt die Entwicklung des Reisens, das sich in den letzten Jahrzehnten sehr stark verändert hat.

Was ist heute anders als früher?

Vor dreissig Jahren gab es entweder die Geschäftsreisen oder die Luxusreisen, und dann kam die Hippiewelle, kamen die ersten Tramper. Es gab keinen Weltkrieg mehr, neue Medien waren da, das Fliegen ist billiger geworden, man wollte neue Kulturen kennenlernen: So ist der Massentourismus entstanden.

Früher galt der Rucksacktourist sozusagen als vorbildlich. Ist Alternativtourismus heute out?

Das ist nicht der richtige Ausdruck, weil der Alternativtourismus zwei Aspekte hat. Ein echter Alternativtourist bewegt sich im Rahmen des sanften Tourismus: Er benimmt sich wie ein Gast, der sich zurückhält und Rücksicht nimmt, der die Sitten des Landes respektiert, der nicht meint, mit Geld alles kaufen zu können. Der andere, negative Aspekt des Alternativtourismus ist die Konsumhaltung. Viele Drittweltländer sind für uns sehr günstig, wir nutzen sie aus und missbrauchen häufig die Gastfreundschaft. Deshalb ist der Massentourist vielfach weniger verhängnisvoll, weil er in seinem Ghetto bleibt.