Ein Restaurant voller Kamele

Die passionierte Globetrotterin und Buchhändlerin Gisela Treichler zeigt in einer Sonder-Ausstellung im Zoo-Restaurant ein paar Hundert Kamel-Objekte.

Von Carmen Roshard

Kamele spazieren durch den Hauptbahnhof (TA von gestern), Kamele defilieren am Sechseläuten oder fahren auf einem SBB-Plakat im Zug – kurz, Kamele haben derzeit Hochkonjunktur. Ab heute Donnerstag bevölkern die zweihöckrigen Tiere auch den Zürcher Zoo. Ein paar Hundert Kamel-Objekte von Gisela Treichler – «von extrem kostbar bis banal» – stehen zum Staunen im Zoo-Restaurant Siesta parat. Zu Hause stünden noch mehr herum, sagt die reiselustige Frau mit den goldenen Kamel-Ohrsteckern und dem Kamelring. «Mein Haus ist viel luftiger geworden, seit die Kamele verschwunden sind». Die Objekte kommen aus aller Welt, und kein Einziges habe sie selber gekauft. Alle sind sie Geschenke von Freunden und Kunden ihres Travelbook-Shops. Auch Ehemann David sammelt kräftig mit.

Es ist kaum zu glauben, was da alles herumsteht: Neben ordinären Kamelen aus Plüsch, Kristall oder Lapislazuli gibt es eine Schneekugel mit Kamel drin aus Nordthailand, wunderschöne alte indische Briefmarken, ein Tirggel mit Kamelmotiv – natürlich von Schober -, Schmuck und Tassen und vieles mehr. Ja gar ein Kamel-Nähset aus den Arabischen Emiraten oder ein Pendelkamel aus Blech präsentieren sich.

Das erste Kamel bekam Gisela Treichler von einem Tuareg-Freund, der kurz vor dem Krieg 1978 aus Afghanistan flüchten konnte: ein blechernes Kamel-Kinderspielzeug – fast zu schön, um damit zu spielen. Seither sind über 30 Jahre vergangen, und die Sammlung ist stetig gewachsen – über 1000 Objekte sind bis jetzt zusammengekommen.

Wie und wann genau die leidenschaftliche Globetrotterin auf den Kameltrip kam, weiss sie selber nicht mehr so genau. Fest stehe, sagt Gisela Treichler, dass sie schon als Teenager Camel-Zigaretten mit schwarzen Handschuhen bekleidet in einer langen Zigarettenspitze geraucht habe. «Wahrscheinlich war das der Beginn einer langen Freundschaft.»

Gisela Treichler könnte sich von keinem ihrer Objekte trennen, denn jedes hat seine eigene Geschichte. Ein Wunsch, der schon lange in ihrem Kopf herumgeistert: ein kleines Kamelmuseum zu gründen.

© Tages-Anzeiger; 10.04.2008; Seite 55 (Bild: Sophie Stieger)