Anderswo ist es schöner…

Wie reisen Sie selber?

Meine ersten Reisen habe ich immer auf dem Landweg gemacht, nach Indien und Nepal. Ich kenne die Türkei, habe Persien und Afghanistan erlebt, hatte so einen Übergang von der Konsumwelt Europas zu einer Gesellschaftsform, wo Religion und Familie noch die Hauptrolle spielen. Das suchen wir schliesslich, wir sind ja immer auf der Suche nach Geborgenheit, Geld ist kalt.

Ohne Geld kann man gar nicht reisen…

…aber man kann aus Geld sehr viel machen, man kann auf einer Reise Erkenntnisse über sich selber und über Zusammenhänge gewinnen. Man lernt nicht nur sich selber auf Reisen gut kennen, sondern auch andere. Ich habe früher imer gesagt, dass man mit einem Partner eine schwierige Reise machen soll, bevor man sich bindet.

Haben Sie das so gemacht?

Nein (sagt sie und lacht). Wenn man verliebt ist, denkt man eben nicht so.

Wo waren Sie schon überall?

In den USA noch gar nicht. Warum? Etwas anderes war immer dringender. Asien ist mit Abstand der Kontinent, der mir am nächsten liegt. Ich fühle mich zu Hause in Indien, auch in Zentralasien. In Europa ist Italien mein Land, auch wegen des Essens. Afrika kenne ich nicht, habe noch keine Zeit gehabt. Man muss ja auch das verarbeiten, was man erlebt hat, und das Bedürfnis nach Vertiefung wird mit dem Älterwerden immer grösser. Um Indien mit den vielen Völkern, Sprachen und Kulturen kennenzulernen, braucht es ein ganzes Leben. Die Mongolei – liebe ich, seit ich ein Kind war.

Wie bereiten Sie sich auf eine Reise vor?

Im Idealfall mache ich nur eine Reise pro Jahr, und für die Vorbereitung brauche in zwei Jahre: um die politische Situation, die Kultur, die Sprache kennenzulernen.

Wohin würden Sie unter keinen Umständen reisen?

Es ist für mich unzumutbar, in Länder zu reisen, wo es Hungersnöte und Bürgerkrieg gibt, nach Banladesh zum Beispiel. Ich bin immer wieder verblüfft, mit welcher Unverfrorenheit Menschen in solche Länder reisen und nicht wahrhaben wollen, dass sie ein Störfaktor sind. Aus Tradition sind die Menschen dort gastfreundlich, wollen trotz Nöten das Unmögliche möglich machen.

Ein Gedanke zu „Anderswo ist es schöner…“

  1. Liebe Gisela
    Bin heute wieder auf deiner Seite gelandet und finde unser Interview auch nach über 20 Jahren noch spannend! Dafür danke ich dir und hoffe, dass es dir weiterhin möglichst gut geht. Ich befinde mich gerade in Schweden und besuche einen Kurs für Living Food (vor vielen Jahren von der Amerikanerin Ann Wigmore erfunden und entwickelt). Hier habe ich etwas Zeit zum Nachdenken über das, was im Leben wesentlich und wichtig ist.

    Herzliche Grüsse
    Inga-Lill

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